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MAL Dokumentation: Videometrie-Schnelltest
1. ALLGEMEINES
Der Videometrie-Schnelltest ist ein ganganalytisches Verfahren für die
vollautomatische Berechnung und Befundung der elementaren
Schrittparameter. Es basiert, wie der Name schon sagt, auf
Messdaten, die mit einem Videometrie-System erfasst wurden.
Getestet wurde mit Daten von einem Vicon 460 System. Vom
Verfahren her besteht aber keine Restriktion auf ein bestimmtes
Messsystem. Es ist auch denkbar, mit Systemen die auf anderen
Messverfahren beruhen zu arbeiten. Entscheidend ist, dass
dreidimensionale Bewegungsdaten (Trajektorien) von vier
an den Füßen des Probanden angebrachten Marken über eine
Zeitdauer von 1-2 Minuten mit ca. 120 Hz Samplingfrequenz
erfasst werden können.
Bei der Messung werden die Marken werden jeweils an der Ferse
und in der Mitte des Vorfuß angebracht. Der Proband geht
mehrmals auf und ab während die Aufnahme permanent läuft.
Berechnet werden hauptsächlich Weg- und Zeitparameter.
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2.2. Archivierung
Voraussetzung für das Einrichten eines Videometrie-Schnelltests
ist, dass man ins
Messdaten-Archiv
eingeloggt ist.
Für die Messdaten-Archivierung müssen zwei Einträge in der
Benutzertabelle eingerichtet werden: einer für das Autotracking
und einer für die eigentliche Messdaten-Archivierung.
Der Eintrag für das Autotracking wird mit
Insert, Analyse, Autotracking_Feet
erzeugt und jener für die Messdaten-Archivierung mit
Insert, Messung/Archivierung, Vicon-Measurement
Beide Einträge müssen entsprechend
konfiguriert werden. Für den Autotracking_Feet-Eintrag geschieht das mit
Konfiguration, Analyse, Parameter.
Folgende Parametermaske erscheint daraufhin:
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2.3. Analyse
Das Einrichten einer Messdatenanalyse
(Formblatt, Befund, Vergleich oder Datensammlung)
für den Videometrie-Schnelltest
erfolgt wenn man als Benutzer ins
Messdaten-Archiv
eingeloggt ist
durch Aufruf von Insert, Analyse wobei bei als
Typ of Analysis "Video_Schrittparameter" einzustellen ist.
Für Datenanalysen vom Typ "Formblatt" oder "Befund"
empfiehlt sich als Art der Datenselektion Einzelmessung,
für "Vergleich" oder "Datensammlung" ist
Messungsvergleich erforderlicht. Zweiteres
bedeutet, dass bei der Analyse mehrere Messungen
ausgewählt und somit gleichzeitig
verarbeitet werden können.
Die Konfiguration der Analyse erfolgt, indem der Eintrag
markiert und der Menüpunkt Konfigurieren / Analyse
aufgerufen wird.
Daraufhin erscheint folgende Eingabemaske:
Ausgabeformat
Folgende Auswahlmöglichkeiten stehen für das Ausgabeformat
zur Verfügung:
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3.2. Messen
Die Durchführung einer Messung mit dem Vicon-System ist im
Vicon-Handbuch beschrieben. Für die Weiterverarbeitung der
Messdaten mit dem MAL-System ist es erforderlich, dass
die erfassten Messdaten vor dem Speichern mit "Rekonstrukt"
bearbeitet werden. Am Besten aktiviert man diesen Arbeitsschritt
in der Pipeline. Außerdem muss das Ausgabeformat des
Vicon Systems entsprechend eingestellt sein, damit MAL
die Daten lesen kann (siehe Videometrie).
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3.3. Auswerten und Befunden
Üblicherweise werden beim
Einrichten
zwei Einträge für
Messdatenanalysen, einer
für ein Formblatt und einer für den Befund, konfiguriert. Durch
einen Doppeklick auf einen dieser Einträge wird die
Datenanalyse gestartet.
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3.4.2. Bedeutung der Messergebnisse
Der Begriff "Zyklus" wird für einen Vollschritt (vom Beginn
des Vollkontakts eines Fusses bis zum Beginn des Vollkontakt
des gleichen Fusses) verwendet, wobei der Vollkontakt jener
Zeitbereich ist, in dem sowohl die Ferse als auch der Ballen
den Boden berühren. Der Begriff "Schritt" wird für einen
Halbschritt, also zum Beispiel beim rechten Schritt
vom linken zum rechten Bodenkontakt, verwendet.
Parameter, die den Begriff "Zeit" enthalten sind Absolutzeiten
(in Sekunden), während Parameter mit dem Begriff "Phase"
Prozentwerte bezogen auf die Zyklusdauer sind.
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3.4.2.1. Symmetrie
Der Parameter "Symmetrie" dient dazu, auf einen Blick eine
Gesamteindruck von der Gangsymmetrie zu erhalten. Je kleiner
der Wert ist, desto symmetrischer ist der Gang.
Er ist eine gewichtete Summe aus Seitendifferenzen mehrerer Gangparameter.
Die Gewichte wurden mittels Hauptkomponentenanalyse bestimmt.
Mit anderen Worten:
Der Parameter "Symmetrie" ist die erste Hauptkomponente
aller gangbildrelevanten Seitendifferenzen.
Für die Berechnung jeweils einer Steitendifferenz x
wurde
folgende Formel verwendet, wobei L und
R die über alle Schritte einer
Messung gemittelten Messgrößen
der linken bzw. rechten Seite sind:
x = log((L-R)^2)Das Quadrieren dient zur Elimination des Vorzeichens und das Logarithmieren bewirkt, dass die Stichproben nahezu normalverteilt werden.
Parameter x | Mittel MW(x) | Gewicht g |
Schrittlänge | 0.656911 | 0.00270384 |
Schrittdauer | -3.34106 | 0.00339265 |
Kontaktzeit | -3.61752 | 0.00367639 |
Hebehöhe | 0.0666882 | 0.00395186 |
Auswärtsrot. | 1.11668 | 0.00172574 |
Aufsetzwinkel | 0.328679 | 0.00202846 |
Abhebwinkel | 0.802444 | 0.00325044 |
Ausschwenken | -0.491134 | 0.00237891 |
Schwungwinkel | 1.03926 | 0.00391867 |
Scheitelpunkt | 0.325158 | 0.00347298 |
Fersenkontaktzeit | -3.3601 | 0.00325672 |
Zehenkontaktzeit | -3.54085 | 0.00371121 |
S = ∑ (x-MW(x))*g
MW(x) .. Mittelwert von x
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3.4.2.2. Stabilität
Die "Stabilität" ist ebenso wie die "Symmetrie" eine
gewichtete Summe aus mehreren Messparametern. Sie dient
dazu, mit einem Blick einen Gesamteindruck der Streuungen
zu erhalten. Je niedriger der Wert, desto kleiner sind
die Streuungen.
Der Parameter "Stabilität" ist die erste Hauptkomponente
der Standardabweichungen.
Die schiefsymmetrische Verteilung der Standardabweichungen
jedes Gangparametes P
wird zunächst durch Logarithmieren an eine Normalverteilung
angepasst:
x = log(sqrt(variance(P)))Zur Berechnung der Gewichte mittels Hauptkomponentenanalyse wurde eine Stichprobe von n=8357 Probanden herangezogen. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse:
Parameter P | Mittel MW(x) | Gewicht g |
Schrittlänge links | 0.383188 | 0.014188 |
Schrittlänge rechts | 0.381263 | 0.0141518 |
Schrittdauer links | -1.56706 | 0.0133622 |
Schrittdauer rechts | -1.56983 | 0.0140646 |
Schrittbreite links | 0.373629 | 0.00271352 |
Schrittbreite rechts | 0.380238 | 0.00238775 |
Kontaktzeit links | -1.42893 | 0.0130174 |
Kontaktzeit rechts | -1.41737 | 0.0127975 |
Hebehöhe links | -0.0767536 | 0.0115112 |
Hebehöhe rechts | -0.0762983 | 0.0108818 |
Auswärtsrot. links | 0.341104 | 0.0101458 |
Auswärtsrot. rechts | 0.348212 | 0.0098471 |
Aufsetzwinkel links | 0.25949 | -0.000629605 |
Aufsetzwinkel rechts | 0.263244 | -0.000709495 |
Abhebwinkel links | 0.488284 | 0.00482958 |
Abhebwinkel rechts | 0.474093 | 0.00724876 |
Ausschwenken links | -0.0305919 | 0.00284995 |
Ausschwenken rechts | -0.0356004 | 0.00228419 |
Schwungwinkel links | 0.440798 | 0.0108291 |
Schwungwinkel rechts | 0.437558 | 0.0103163 |
Scheitelpunkt links | 0.159278 | 0.00676093 |
Scheitelpunkt rechts | 0.161187 | 0.00605205 |
Fersenkontaktzeit links | -1.4544 | 0.0132316 |
Fersenkontaktzeit rechts | -1.44337 | 0.0128716 |
Zehenkontaktzeit links | -1.45395 | 0.0130274 |
Zehenkontaktzeit rechts | -1.44349 | 0.0127422 |
S = ∑ (x-MW(x))*g
MW(x) .. Mittelwert von x
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3.4.3. Interpretation der Messergebnisse
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3.4.4.2. Vorführbogen transversal
Der transversale Vorführbogen zeigt die Spuren der Fersenpunkte
von oben gesehen. Jeder Fuss lenkt in eine andere Richtung
aus. Auch hier sind Anfangs- und Endpunkt auf Null gezogen.
Daher kann man aus dieser Graphik nicht die Spurbreite erkennen.
Man muss auch bedenken, dass die Y-Achse normalerweise sehr
sensibel skaliert ist, weil die seitlichen Bewegungen des Fußes
beim Gehen klein sind. Dadurch erscheinen die Streuungsbänder auch
bei Normalpersonen u.U. sehr breit.
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3.4.5. Automatische Beurteilung
Die automatische Beurteilung des Gangbilds berücksichtigt die Parameter "Symmetrie"
und "Stabilität" sowie bestimmte Absolutwerte von Seitendifferenzen.
Jeder der beurteilten Parameter hat die Eigenschaft, dass größere Werte
auf ein schlechteres Gangbild hindeuten. Für die Beurteilung werden jeweils
zwei Grenzwerte herangezogen. Bei Überschreitung der ersten Grenze wird die
Formulierung "leicht" oder "etwas", bei Überschreitung der zweiten Grenze
"stark" oder "deutlich" verwendet.
Parameter | Grenze1 (leicht/etwas) | Grenze2 (stark/deutlich) |
Symmetrie | -0.0113578 | 0.00685415 |
Stabilität | -0.0156255 | 0.0111608 |
Kontaktzeit | 0.015 | 0.032 |
Schrittlänge | 1.9 | 3.9 |
Schrittdauer | 0.022 | 0.043 |
Hebehöhe | 0.85 | 1.8 |
Auswärtsrot. | 3.9 | 7.4 |
Aufsetzwinkel | 2.08 | 3.96 |
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4. PROGRAMMBESCHREIBUNG 4.1. Messdatenarchivierung
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Die Codes für die Archivierung von Videometrie-Schnelltestdaten
sind in der Klasse
vicon_measurement_class
zu finden. Sie ist von der Klasse
eva_measurement_class
(Klasse für Messungen mit dem Motion-Analysis EVA-System) abgeleitet,
die ihrerseits von der Klasse
measurement_class
abgeleitet ist.
Jede Instanz der Klasse
vicon_measurement_class
enthält die Konfigurationsdaten der Archivierung
(Quelldatei, Messfrequenz etc.) sowie die Messdaten.
Bei der Archivierung von Videometrie-Schnelltest-Daten wird
die Funktion 'archivation' aufgerufen, die (wenn der
Parameter "Schnelltestvariante" in der Konfiguration eingestellt ist)
das lokal definierte Wort durchgang_aufteilen aufruft.
durchgang_aufteilen liest die Messdaten vom Vicon
C3D-File und ruft anschließend das Wort messinstanzen_berechnen
auf. messinstanzen_berechnen sucht zunächst Zeitabschnitte, in denen Marker
sichtbar sind und speichert diese in eine Instanz der
Klasse timeslices_class
mit dem Namen 'passagen'. Für jede Passage wird dann eine
Messinstanz, das ist eine Instanz der Klasse
vicon_measurement_class
mit den entsprechenden Trajektorien dieser Passage
berechnet.
4.2. Messdatenanalyse
Die Analyse von Videometrie-Schnelltest-Messdaten wird von der Klasse
Video_Schrittparameter
die von der Klasse
analysis_class
abgeleitet ist durchgeführt.
Im Detail wird die Funktion start_selected
aufgerufen. Diese erwartet die aus dem
Messdaten-Archiv
selektierten Daten in der global definierten Variablen selection.
Je nach Konfiguration wird eines der folgenden lokal definierten Worte
+high_trigger -high_trigger +low_trigger -low_trigger +extrapolieren -extrapolierendienen für die Bestimmung der Vollkontaktphase. Um die Zeitpunkte zu denen die Geschwindigkeit Null wird oder wieder den Nullwert verlässt genau zu bestimmen, werden jeweils zwei Triggerpunkte (ein hoher und ein niedriger) z.B. mit -high_trigger und -low_trigger bestimmt. Der Eckpunkt wird dann z.B. mit dem Wort -extrapolieren ähnlich wie bei einer Tangentenmethode berechnet, indem der zeitliche Abstand zwischen den Triggerpunkten mit einem empirisch ermittelten Faktor multipliziert und nach dem Zeitpunkt des zweiten Triggers addiert wird. Analoges gilt für das Verlassen der Nullgeschwindigkeit mit umgekehrten Vorzeichen.
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